Die besten Regisseure, die verrücktesten Ideen, die spektakulärsten Effekte: Bis Anfang der 80er Jahre waren Musikclips reine Performance-Videos, dann engagierte MJ Hollywood-Regisseure wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola oder John Landis und drehte zu seinen Hits spannende Kurzfilme. Mit seinen Aufsehen erregenden, oft provokanten Clips verlieh Michael seiner Musik eine neue Dimension. Hier seine fünf revolutionärsten Videos der 80er, die allesamt Nr.1-Hits wurden.
Text: Alex Gernandt
Bad
Album: BAD
Songwriter: Rod Temperton
Regisseur: Martin Scorsese
Drehort: New York City
Jahr: Juli 1987
Zu Video 5: Smooth Criminal ► ►
Michael Jackson: „Bad“
MJ lässt Dampf ab!
Auf seinem neuen Album „Bad“ zeigte sich Michael plötzlich auch von einer deutlich tougheren Seite. Bedingt war seine Wut u.a. durch seinen Superstar-Status, den er in den vergangenen Jahren erlangt hatte – und die damit verbundenen Belästigungen durch Klatschpresse und Paparazzi. Michael hatte kein Privatleben, keine ruhige Minute mehr, weshalb er dann letztlich auch die „Neverland“-Ranch als Rückzugsort kaufte.
Im Video bzw. Kurzfilm zum Titelsong „Bad“ lässt MJ richtig Dampf ab! Wieder gibt es ein Straßengang-Szenario, diesmal wurde jedoch nicht in seiner Heimat L.A. gedreht, sondern in New York City, genauer in der U-Bahnstation der G-Train in Brooklyn. Michael spielt einen jungen Studenten, der auf der Straße in Stress verwickelt wird. In einem Tanz-Showdown, in dem MJ das inzwischen legendäre schwarze Leder- und Nieten-Outfit trägt, schafft er es, den Jung-Gangstern klarzumachen, dass Gewalt keine Lösung ist. Sein Kontrahent ist der noch völlig unbekannte Wesley Snipes, damals 25, der später durch Filme wie „New Jack City“ und „Blade“ zum gefeierten Action-Star wurde. Weil Perfektionist Michael auch für das „Bad“-Album nur mit den Besten der Besten zusammenarbeiten wollte, wurde als Regisseur das Film-Genie Martin Scorsese („Taxi Driver“, „Raging Bull“) engagiert. Kein anderer kann NYC so hart und brutal aussehen lassen, deshalb war Scorsese genau der Richtige.
Er brachte auch gleich den Choreographen mit, der in „Raging Bull“ (1980) die Boxszenen so realistisch gestaltet hatte. Scorsese und MJ verbindet der Hang zur absoluten Perfektion, der bis zur Besessenheit geht. Manche Szenen ließ Martin Scorsese 40 (!) Mal wiederholen, bis er zufrieden war. Michael machte mit ohne aufzumucken. Die beiden verstanden sich. Im „Bad“-Video spielen auch Co-Choreograph Jeffrey Daniel (ex-Shalamar) und der Streetdancer Geron „Casper“ Candidate mit. Sie waren es, die MJ Jahre zuvor den „Moonwalk“ beigebracht hatten, den MJ schließlich weltbekannt machte!
Und noch eine Begebenheit am Rande: Während der Dreharbeiten unterhielt sich Regisseur Scorsese mit MJs legendärem Manager Frank Dileo, den Michael liebevoll „Uncle Tookie“ nannte. Scorsese hatte während des „Bad“-Drehs bereits sein nächstes Filmprojekt im Kopf – die Verfilmung der wahren Geschichte des Ex-Gangsters Henry Hill. Weil ihm die resolute Art und kräftig-untersetzte Statur Dileos gefiel, fragte er ihn, ob er nicht Lust habe, eine Rolle in diesem Film zu übernehmen. Dileo sagte spontan zu und spielte drei Jahre später den Mafiagangster „Tuddy Cicero“ neben Hollywoodgrößen wie Robert DeNiro, Joe Pesci und Paul Sorvino in „Goodfellas“, einem absoluten Kultklassiker des Mafiagenres. Who’s bad?
- Erhältlich bei:
Die Tracklist von „Bad“ (Special Edition):
1. Bad
2. The Way You Make Me Feel
3. Speed Demon
4. Liberian Girl
5. Just Good Friends
6. Another Part Of Me
7. Man In The Mirror
8. I Just Can’t Stop Loving You
9. Dirty Diana
10. Smooth Criminal
11. Leave Me Alone
12. Street Walker (outtake from the Bad sessions)
13. I Just Can’t Stop Loving You (Spanish lyric version)
14. Fly Away (outtake from the Bad sessions)
15. Interview with Producer Quincy Jones