Michael Jackson: Die unglaubliche Geschichte von „Bad“

Michael Jackson Bad Cover„100.000.000!!!“ Diese Zahl schrieb sich Michael Jackson 1985 zu Hause auf den Badezimmerspiegel. Warum? Zur Motivation! Denn 100 Millionen war die astronomische Summe der Exemplare, die er von seinem geplanten Album „Bad“ verkaufen wollte. Eine Geschichte voller Kreativität, Reiberein und Stars – darunter ein Duett mit Stevie Wonder und ein Treffen mit Prinzessin Diana in der Garderobe…

Text: Alex Gernandt

Mit dem Vorgänger-Album hatte sich Michael die Latte selbst hochgelegt: „Thriller“ war Ende 1982 erschienen, hatte alle Rekorde gebrochen und innerhalb weniger Jahre über 30 Millionen Einheiten verkauft. Diesen ohnehin schon monströsen Erfolg wollte der King of Pop noch deutlich toppen und verfolgte sein Ziel systematisch: Alles begann im Jahr 1985 im Homestudio, genannt „The Laboratory“, in seinem Elternhaus Hayvenhurst in Encino bei Los Angeles. Zu dieser Zeit lebte MJ noch nicht auf Neverland. Mit zwei Assistenten werkelte er zunächst monatelang an neuen Sounds, nahm unzählige Demos auf. Sein Produzent, Musiklegende Quincy Jones, der bis dato nicht nur Michaels Alben „Off The Wall“ und „Thriller“ produziert hatte, sondern auch Legenden wie Frank Sinatra, Ray Charles und Ella Fitzgerald, durfte zu diesem Zeitpunkt noch nicht ins Studio. MJ wollte ungestört sein und ganz alleine kreieren. Er wollte „Sounds erschaffen, die menschliche Ohren bis dahin noch nie gehört hatten.“

Unmenschlicher Druck

Zu Beginn der Studioarbeiten mit Jones sagte MJ: „Mein Produzent Quincy und ich haben beschlossen, dass dieses Album so perfekt wird wie nur menschenmöglich!“ Ende 1986 ging es los im brandneuen Westlake Studio D, am Santa Monica Boulevard in West Hollywood („Thriller war im Westlake Studio A entstanden). Zweieinhalb Jahre tüftelten Michael und Quincy fieberhaft an „Bad“. Damit Michael während der Gesangsaufnahmen tanzen konnte, wurde eigens Parkettboden in der Studiokabine verlegt. Ein immenser Erfolgsdruck lastete auf ihm. „Bad“ musste etwas ganz Besonderes werden.

War Beatle Paul McCartney sein Duettpartner auf „Thriller“ gewesen („The Girl Is Mine“), so wählte MJ für „Bad“ eine Soul-Legende, sein Jugendidol Stevie Wonder („Just Good Friends“). Für knackigen Rocksound sorgte Steve Stevens, der exzentrische Gitarrero von 80er-Punk-Hero Billy Idol. Der stets schwarzgewandete Stevens war es auch, der Michael zum Rocker-Look fürs Album-Cover inspirierte. Den Titeltrack wollte Quincy Jones als Duett produzieren und die beiden größten Künstler zusammenbringen: Michael und Prince! Doch nach einem Meeting sagte Prince ab mit der Begründung: „Der Song ist so stark, das wird auch ohne mich ein Megahit.“ Er sollte Recht behalten. Doch es waren noch mehr große Namen im Gespräch. Whitney Houston, Diana Ross, Aretha Franklin. Und Barbra Streisand, eine der erfolgreichsten Sängerinnen Amerikas und auch bei CBS (Sony) unter Vertrag, sollte mit MJ im Duett singen – und zwar „I Just Can’t Stop Loving You“. Doch auch sie sagte ab, und so übernahm Siedah Garrett den Part.

Hahnenkämpfe zwischen Quincy und Michael

62 (!) Songs wurden letztendlich fertig produziert, elf davon landeten auf dem Album. Aus dem Demo „Al Capone“ wurde „Smooth Criminal“, Tracks wie „Streetwalker“, „Don’t Be Messin’ Around“, „Groove Of Midnight“, „Fly Away“, „Be Me 4 A Day“ oder „Crack Kills“ (mit Run DMC, wurde 1996 zum Song „Morphine“ ohne Run DMC) schafften es nicht auf die LP. MJs Masterplan war es ursprünglich, aus „Bad“ ein Dreifach-Album mit 33 Tracks zu machen. Doch diese Idee redete ihm Quincy wieder aus. Überhaupt kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen MJ und QJ. Perfektionist MJ sagte: „Wenn Leute sich die Mühe machen, in einen Plattenladen zu gehen und Geld für eine Platte ausgeben, dann haben sie das Recht, das Beste vom Besten zu bekommen. Das ist unsere Verpflichtung. Und ich werde solange an dem Album arbeiten, bis es das Beste ist!“

Die Zusammenarbeit verlief diesmal nicht so reibungslos wie bei „Thriller“, weil Michael mehr Kontrolle über Sound und Songs haben wollte, was Quincy missfiel. „Bad“ ist somit das letzte Album, das Quincy und Michael, dieses magische Duo, gemeinsam machten. „Es gab große Spannungen zwischen uns, weil wir miteinander konkurrierten statt zu kooperieren,“ gab Michael später zu. Einmal soll Quincy Jones während der Arbeiten an „Bad“ gar das Studio verlassen haben und tagelang nicht aufgetaucht sein, weil Michael heimlich einige Tracks nach seinen Vorstellungen verändert hatte.

WEITERLESEN: Teil 2 – von Affen und Schlangen im Studio und dem Besuch einer Prinzessin


Die Tracklist von „Bad“ (Special Edition):
1. Bad
2. The Way You Make Me Feel
3. Speed Demon
4. Liberian Girl
5. Just Good Friends
6. Another Part Of Me
7. Man In The Mirror
8. I Just Can’t Stop Loving You
9. Dirty Diana
10. Smooth Criminal
11. Leave Me Alone
12. Street Walker (outtake from the Bad sessions)
13. I Just Can’t Stop Loving You (Spanish lyric version)
14. Fly Away (outtake from the Bad sessions)
15. Interview with Producer Quincy Jones

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