Depeche Mode ganz nah: 10 Album-Klassiker mit beeindruckenden Bonus-DVDs

Beitrag Special EditionsSeit Depeche Mode in den 80ern vom Synthiepop-Newcomer zu gefeierten Superstars aufgestiegen sind, nimmt die Zuneigung ihrer globalen Fangemeinde beinahe religiöse Ausmaße an. Die Geschichte der Band liest, hört und sieht sich wie ein Hollywood-Film – sie ist nämlich in jeder Phase hautnah auf DVD dokumentiert und mittlerweile für Fans zugänglich!

Text: Chris Hauke

Selbst für eingefleischte Anhänger ist dieser Geheimtipp goldwert: Nicht jeder weiß, dass die ersten zehn DM-Alben als Special Edition mit zusätzlicher DVD erhältlich sind, die neben speziellen Mixes auch eine Doku zur jeweiligen Phase der Band bietet und persönliche Eindrücke aus nächster Nähe vermittelt! Und Kommentare der Bandmitglieder sind wahrlich nötig, um die kuriose Geschichte und die bis heute anhaltende Magie um Depeche Mode zu erklären.

Die Welteroberung startet nämlich bereits 1980 – in tiefster britischer Provinz: Basildon, rund 50 Kilometer östlich von London gelegen, ist eine langweilige Neubausiedlung, die nach dem Krieg für 80.000 Einwohner aus dem Boden gestampft worden ist. Junge Menschen können sich hier entweder betrinken und randalieren oder eine Band gründen. Genau das machen Vince Clarke und Andy Fletcher Anfang des Jahres 1980: Zunächst noch mit konventionellem Instrumentarium ausgestattet, tun sie sich unter dem Namen „Composition Of Sound“ zusammen.

Speak And Spell„Wir wollten so sein wie The Cure, OMD oder The Human League“, wird Vince Clarke, damals die treibende Kraft in der Band, diese Phase später beschreiben. Kurz darauf steigt Martin Gore ein, der als einer von wenigen Menschen in Basildon einen Synthesizer besitzt. Da Vince sich nicht als Frontmann und Sänger sieht, kommt Dave Gahan hinzu – und bringt gleich den neuen Namen Depeche Mode mit. Die Band bekommt einen Vertrag beim neu gegründeten Label Mute Records und veröffentlicht 1981 ihr Debüt „Speak & Spell“ (►Amazon), mittlerweile komplett mit Synthesizern eingespielt. Der Großteil der Songs stammt von Vince Clarke. Mit „New Life“ und „Just Can’t Get Enough“ wirft das Album zwei erfolgreiche Singles ab, Depeche Mode schaffen es damit sogar in die beliebte Fernsehsendung „Top Of The Pops“.

A Broken FrameDer Erfolg und die damit verbundenen Konzert- und Promotion-Auftritte sind jedoch nichts für Vince Clarke, der im Anschluss seinen Austritt erklärt, bevor der Höhenflug so richtig begonnen hat. Die Band steht vor einem Scherbenhaufen – wie soll es ohne ihren Haupt-Songschreiber weitergehen? Die Antwort folgt schnell: Martin Gore wird diese Arbeit übernehmen. Die verbliebenen drei Bandmitglieder wollen beweisen, dass sie auch ohne Vince Clarke zurechtkommen. Mit dem zweiten Album „A Broken Frame“ machen sie 1982 einen wichtigen Schritt in Richtung eigene Identität. Gores Songs sind komplexer und düsterer, die Band beginnt hierin einen unverkennbaren Stil zu entwickeln. Als Ersatz für Clarke kommt der klassisch ausgebildete Alan Wilder zur Band, er ist zunächst jedoch nur als Live-Keyboarder vorgesehen. Erst auf dem Nachfolgealbum kann er sich komplett einbringen.

Construction Time Again„Construction Time Again“ erscheint 1983 und hebt die Band auf das nächste Level. Der Einsatz von Samplern eröffnet ihnen neue Soundwelten – der Backing Track von „Pipeline“ etwa besteht komplett aus Geräuschen, die die Musiker auf einer Baustelle aufgenommen haben. Depeche Mode werden härter und „metallischer“. Ebenso einschneidend ist die Entscheidung, das Album in Berlin, in den Hansa Studios nahe der Mauer, zu mischen. Die Band verliebt sich in die geteilte Stadt mit ihrer einzigartigen Atmosphäre, und kurz darauf zieht Martin Gore sogar dorthin. Mit „Everything Counts“ wirft die Platte ihren bis dahin größten Hit ab.

Some Great RewardIn der deutschen Hauptstadt entsteht das vierte Album des Quartetts: „Some Great Reward“. Der Sound des Vorgängers dient als Grundlage, doch die Nummern werden zunehmend komplexer. Die Single „People Are People“ eröffnet Depeche Mode 1984 neue Hörerschichten und bringt die Band erstmals auch in den USA aufs Tablett. Mit „Master And Servant“ erschaffen Depeche Mode in dieser Phase ein weiteres Songmonster.

Nach fünf Jahren Dauerarbeit ist es Zeit für ein erstes Renommee: Die Band gönnt sich eine kleine Atempause und veröffentlicht 1985 die Compilation „The Singles ‘81-‘85“. Angereichert wird die Sammlung durch die beiden neuen Songs „Shake The Disease“ und „It’s Called A Heart“, das Martin Gore später als schlimmsten Song bezeichnen wird, den die Band je herausgebracht hat.

Black CelebrationKurz darauf kehren Depeche Mode für die Arbeiten an ihrem fünften Studioalbum „Black Celebration“ nach Berlin zurück. Es wird ihr bis dahin experimentellstes und schwermütigstes Werk. Das Umfeld reagiert geschockt auf die neuen Nummern. Martin Gore muss sich unter anderem vorwerfen lassen, dass „die Songs nicht gut genug sind, keine Singles darunter sind und es niemals im Radio gespielt werden wird.“ Die düstere erste Auskopplung „Stripped“ birgt wahrlich ein hohes Risiko, doch es wird sich auszahlen. In Zeiten, in denen Popmusik immer oberflächlicher und seichter wird, erschaffen Depeche Mode damit einen Gegenentwurf, der von den Fans begeistert aufgenommen wird. Die „Platte für Außenseiter“ (Label-Chef Daniel Miller) macht Depeche Mode 1986 endgültig zur Kultband.

Music For The MassesMit diesem Status im Rücken und dem noch weitgehend zu erobernden US-Markt vor Augen ist der Titel des kommenden Albums, „Music For The Masses“, alles andere als ernst gemeint – doch er soll sich als selbsterfüllende Prophezeiung erweisen. Die Platte ist etwas zugänglicher als der Vorgänger und läutet die nächste Phase von Depeche Mode ein, selbst Gitarren sind plötzlich wieder erlaubt. Mit der ersten Single „Strangelove“ knackt die Band auch Amerika und steigt dort vom Insider-Phänomen zum Mainstream-Act auf. Ihre bis dahin größte Tournee krönen Depeche Mode mit einem Auftritt vor über 60.000 Fans am 18. Juni 1988 im Rose-Bowl-Stadion im kalifornischen Pasadena. Es ist ihr 101. Konzert auf dieser Tour. Festgehalten wird dieser Höhepunkt der Bandgeschichte sowohl als Film wie auch als Live-CD unter dem schlichten Namen „101“. Nach dem Gig bricht Dave Gahan in Tränen aus – was kann jetzt noch kommen?

Die 1990er-Jahre sollen für Gahan und Co. zur Achterbahnfahrt zwischen kreativen Höhenflügen, Welthits und Drogenhölle werden. Doch das Fazit zur Jahrzehntwende lautet: Depeche Mode sind ganz oben und haben die 80er geprägt wie kaum eine zweite Band. Die persönlichen Kommentare der Bandmitglieder, eingefangen während der jeweiligen Phasen, sind passend zu jedem Album auf DVD dokumentiert und u.a. unter folgendem Amazon-Link mitsamt des Albums verfügbar.

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